Unter Programm 2018 findet ihr die Ankündigungstexte und Infos zu den Vorträgen, Workshops, Podiumsdiskussionen, dem Zeitzeuginnengespräch, der Stadtführung, der Gedenkveranstaltung, zu Party und Kulturteil. Neu im Programm ist ein Vortrag von Regina Wamper zu Geschlechterpolitik und der extremen Rechten.
Programmübersicht
Eine Programmübersicht für den Antifaschistischen Kongress Bayern 2018:
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DONNERSTAG
Ab 20:00 (Kafe Marat)
- Abendessen
21:00-22:30 (Kafe Marat)
- Collage zur Utopie des kommunistischen Begehrens (Janis Walter, Katharina Vitt, Ann-Katrin Lebuhn und Fabian Blunck)
Ab 22:30 (Kafe Marat)
- Antifaschistischer Kongress goes Antifacafe
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FREITAG
14:00-18:00 (Am Stadtmuseum)
- Stadtführung „Revolution in Bayern“ und Führung durch die Ausstellung „Ehem. jüdischer Besitz” – Erwerbungen des Münchner Stadtmuseums im Nationalsozialismus
19:00-21:30 (DGB-Haus)
- Podiumsdiskussion: Was ist „Rechtsruck“ und wie werden wir ihn los? Mit: Saskia Anders, Jerome Trebing und Regina Wamper
Ab 22:00 (Kafe Marat)
- Gemütlicher Abend
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SAMSTAG
Ab 9:00 (DGB-Haus)
- Frühstück
10:00-11:30 (DGB-Haus)
- Geschlechterpolitik und die extreme Rechte (Regina Wamper)
- Feministische Selbstverteidigung und Selbstbehauptung für Frauen* (Tanja Sachs)
- Faschisierung der Gesellschaft (Klaus Weber)
- Einheitsgewerkschaft und Antifaschismus: Der Zugang der Gewerkschaften zum Antifaschismus (Wolfgang Veiglhuber)
12:00-13:00 (DGB-Haus)
- Mittagessen
13:00-14:30 (DGB-Haus)
- Zeitzeuginnengespräch zur NS-“Euthanasie“ (Antje Kosemund)
- Kybernetik, Politik, Polizei und der Schwarze Block (Hans Christian Dany)
- Antisemitismus und die AfD (Stefan Dietl)
- Open Space zur Auswertung der bayerischen Landtagswahl
15:00-16:30 (DGB-Haus)
- Podiumsdiskussion: Kein Schlussstrich! – Aber wie weiter? (Alexander Hoffmann, Caro Keller, Patrycja Kowalska)
- Neue Klassenpolitik statt Rechtsruck und Neoliberalismus (Sebastian Friedrich)
- Was tun? (Straßen aus Zucker)
- Digitale Selbstverteidigung (Kristian Glockner)
17:00-18:30 (DGB-Haus)
- Podiumsdiskussion: Arbeitskämpfe im Zeitalter der Digitalisierung (Nina Scholz und John Malamatinas)
- Unversöhnlich gegen Kaltland (das schweigen durchbrechen)
- Die christliche Rechte in Deutschland (Lucius Teidelbaum)
- Workshop Social-Media (Medienkollektiv Wien)
18:30-20:00 (DGB-Haus)
- Abendessen
20:00-22:00 (DGB-Haus)
- Podiumsdiskussion: Utopien (Raul Zelik, Carolin Wiedemann, Roger Behrens, Gisela Notz)
Ab 22:00 (Kafe Marat)
- Kaye (Rap/Bass), Tiger Magic (Postpunk, Leipzig), Bad News (Edge Detection), Sturm&Zimmer (bushbash), Weissenburger, Maexwelt (Isarbass)
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SONNTAG
Ab 9:00 (Kafe Marat)
- Frühstück
10:00-11:30 (Kafe Marat)
- Vom „Untergang“ zur „Befreiung“- Zur Geschichte und Gegenwart deutscher Erinnerungspolitik (Nina Rabuza)
- Antisemitismus im Rap (David Häußer)
Ab 13:00 (Gedenkstätte Dachau)
- Gedenkveranstaltung der DGB-Jugend Bayern zu den Novemberpogromen.
Ein paar Infos
In weniger als einem Monat ist es soweit. Vom 1. bis zum 4. November erwarten euch zahlreiche Workshops, Vorträge und einiges mehr. Das komplette Programm enthüllen wir in den nächsten Tagen. Bis dahin versorgen wir euch noch mit einigen Infos:
Teilnehmen: Eine Voranmeldung ist nicht nötig. Das Kombiticket für alle Tage gibt es für 10-15 € (Party am Samstag inklusive). Wenn ihr nur am Samstag teilnehmen wollt, macht das 5-10 € (inkl Party am Samstag); an den anderen Tagen freuen wir uns über eine kleine Spende.
Schlafplatzbörse: Falls ihr und eure Freund_innen einen Platz zum Übernachten sucht oder einen anbieten könnt, schreibt uns doch bitte eine Mail mit der Anzahl der Personen an teilnahmeantifakongress@riseup.net. Sendet uns bitte keine Klarnamen. Es reicht die Anzahl der Personen. Kommt am Kongress zum Infopoint, ihr erhaltet dort weitere Infos. Falls ihr besondere Ansprüche an euren Schlafplatz habt, lasst es uns einfach wissen.
Kinderbetreuung: Es gibt am Samstag eine begrenzte Anzahl von Plätzen in der Kinderbetreuung. Bitte schreibt uns an teilnahmeantifakongress@riseup.net .
Presse: Die Anmeldung für Journalist_innen, die vom Kongress berichten wollen, läuft über antifakongress2018@riseup.net
Einlassvorbehalt: Personen, die rechten Parteien oder Organisationen angehören, der extrem rechten Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, sind von der Veranstaltung ausgeschlossen.
Danke
Wesentlich mehr Menschen als wir zu hoffen gewagt hatten, kamen vom 3. Bis 5. November in München zusammen. Um die 600 Teilnehmer*innen besuchten Workshops, Vorträge und Diskussionsveranstaltungen und natürlich gab es neben politischem Diskurs sowohl auf der Messe, als auch im Kafe Marat zu gutem Essen und musikalischem Abendprogramm ausgiebig Gelegenheit sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen.
Danke an alle, die gekommen sind, den Kongress unterstützt und vor Ort mitangepackt haben. Ein großes Danke außerdem an alle, die sich im Vorfeld und während dem Kongress solidarisiert haben und an alle, die vor dem DGB-Haus Stimmung und Stellung gehalten haben.
Für die äußerst peinliche, aber wirksame Öffentlichkeitsarbeit danken wir auch den Polizeigewerkschaften und allen, die mit dem Versuch, den Kongress zu verhindern diesen zu einem tollen Erlebnis gemacht haben.
Nächstes Jahr noch größer, noch schöner, noch besser.
Antifakongress ausverkauft!
Liebe Freund*innen, die Gratiswerbung von AfD, DPolG usw. zeigt Erfolg:
Wir sind restlos ausgebucht, trotz der großen Räume können wir keine Menschen mehr reinlassen.
Es tut uns leid für alle, die es bis jetzt noch nicht geschafft haben, wir sehen uns sicher bald. Zum Beispiel beim nächsten Protest gegen Rechtsruck, Nazis und Rassismus.
Diskussion: Rechter Terror
Die Abendveranstaltung am Samstag: Rechter Terror – Kontinuitäten, gesellschaftliche Wahrnehmung und antifaschistische Perspektiven
Es diskutieren Martina Renner, Doris Liebscher, Carl Melchers und ein Beobachter des „Gruppe Freital“-Prozesses.
Die Bombe auf dem Oktoberfest, die Mord- und Bombenanschläge des NSU, das Attentat am OEZ – rechter Terror hat in Deutschland zahlreiche Todesopfer gefordert, Schwerverletzte, Traumatisierte, Hinterbliebene hinterlassen. Immer wieder wurde die politische Motivation hinter den Taten zunächst von Behörden und Medien geleugnet, teilweise über Jahre hinweg. Immer wieder wurden Opfer und Angehörige ins Visier genommen, anstatt in der rechten Szene zu ermitteln. Immer wieder wurden Thesen von „Einzeltätern“ stark gemacht und individuelle Probleme als Begründung für die Taten herangezogen, anstatt die Täter_innen als Rechtsradikale zu begreifen, und zu versuchen Mittäter_innen zur Verantwortung zu ziehen. Im Rahmen dieser Podiumsdiskussion wollen wir uns damit auseinandersetzen, wie rechter Terror in dieser Gesellschaft verhandelt wird. Was bedeutet es, wenn rechter Terror nicht als solcher benannt wird, woher kommen diese Tendenzen zur Leugnung und welche Rolle spielt in dem Kom- plex institutioneller Rassismus? Außerdem wollen wir in diesem Zusammenhang über Perspektiven antifaschistischer Intervention diskutieren.
Am Samstag den 4. November um 20 Uhr im DGB-Haus (Schwanthalerstr. 64)
Frigga Haug: Zum Verhältnis von politischen Utopien zu praktischer Politik
Die Abendveranstaltung am Freitag: Frigga Haug spricht zum Verhältnis von politischen Utopien zu praktischer Politik am Beispiel der Vier-in-einem-Perspektive.
Es ist an der Zeit aus den falschen Alternativen, die Politik lähmen und langweilig machen, auszubrechen: Wollen wir ein Erziehungsgeld für Mütter erstreiten oder bessere Kindergärten? Wollen wir eine Frauenquote in der Politik oder uns außerparlamentarisch engagieren? Wollen wir den gewerkschaftlichen Kampf um Löhne und Tarifabkommen stärken oder soll die Forderung nach Grundeinkommen ins Zentrum? Und wie steht es mit Lernen, Entwicklung, Kultur oder haben wir jetzt keine Zeit dafür weil es Dringlicheres gibt?
Ohne Zukunftshoffnung kann man schlecht handlungsfähig sein, weder als Individuum noch als Organisation. Dies gilt verschärft in Zeiten vielfältiger Krisen, von Kriegen, Katastrophen, Hunger und Angst wegen der Bedrohung der natürlichen Lebensbedingungen. Dagegen sucht etwa die Vision der Vier-in-einem-Perspektive ein Leben vorzustellen, dass im Hier und Jetzt unserer Gegenwart ansetzt und eine andere Verteilung der tätig verbrachten Zeit anzielt, prüft, wie also sinnvoller, gerechter, genussreicher und verantwortlicher zu leben ist. Das Projekt der Vier-in-einem-Perspektive greift ein, indem es alte Fragen verschiebt und einen Vorschlag macht, der ebenso das Handeln der Einzelnen betrifft und ihre Motive wie die gesellschaftliche Organisation durch die zuständigen Institutionen. Es ist eine Utopie von Frauen, aber sie gilt für alle. Das Projekt der Vier-in-einem-Perspektive wurde im Streit entwickelt von wechselnden Gruppen von Frauen, von mir ausformuliert und in langer Auseinandersetzung versucht in politische Programme einzuschreiben. Wo es teilweise gelang, wirkt es seltsam entzaubert. Ich denke, dass es sich lohnt, das Projekt auf seine Politiktauglichkeit zu prüfen. Ich stelle es in seinen Grundzügen vor und formuliere weiterführende Thesen für eine Diskussion um die Übersetzung utopischer Entwürfe in praktische Politik.
Am Freitag den 3. November um 19 Uhr im DGB-Haus (Schwanthalerstr. 64)
Einigung mit dem DGB – Antifa-Kongress wird im DGB-Haus stattfinden!
Wir haben uns im Laufe heutigen Vormittags mit der Führung des bayerischen DGB einigen können. Ein voller Erfolg: Der bayerische Antifa-Kongress wird wie geplant und ohne Abstriche im DGB-Haus in München stattfinden. Ohne die Welle der Solidarität aus den Gewerkschaften und darüber hinaus wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen.
Das ist kein Erfolg nur für uns, das ist ein Erfolg für alle Antifaschist_innen und gibt uns Kraft für die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen, die auf uns zukommen. Für den gemeinsamen Kampf gegen den gesellschaftlichen Rechtsruck. Das war ein Lehrstück über die politische Macht der Solidarität – wir werden an eurer Seite stehen, wenn ihr unsere Solidarität braucht!
Um aufzuklären, was der Antifa-Kongress ist und wofür wir stehen, folgend noch eine kurze Erklärung:
Offenbar reicht bei vielen bereits das Schlagwort „Antifa“ um Abwehr und Empörung auszulösen. Anders als Rechte behaupten, gibt es nicht DIE Antifa, weder eine einheitliche Organisation, noch einheitliche politische Ausdrucksformen. Keinen eingetragenen Verein und keine GmbH.
„Antifa“ ist – eigentlich ist es zu offensichtlich, um es erklären zu müssen – die Abkürzung von „Antifaschismus“. Die antifaschistische Bewegung ist eine breite und vielfältige Bewegung: sie umfasst Sozialdemokrat_innen wie Kommunist_innen, kirchliche Initiativen wie anarchistische Gruppen, Feminist_innen, Autonome, Sozialist_innen,Gewerkschafter_innen, Menschen aus Friedens- und Umweltbewegungen und viele, viele mehr. Sie alle einen gemeinsame politische Einsichten und Überzeugungen: der Kampf gegen (Neo-)Nazis, gegen Rassismus, Antisemitismus, gegen Autoritarismus und Patriarchat. Bezugspunkt sind dabei die Schlüsse, die sich aus der Erfahrung des Nationalsozialismus und seiner Verbrechen ergeben. Der Kampf gegen rechte Bedrohungen ist ein gesamtgesellschaftlicher Kampf, dessen Grundlage die Solidarität gegen menschenverachtende Ideologien ist.
Aber Antifaschistinnen und Antifaschisten stehen für mehr. Antifa heißt gemeinsam einzustehen für eine gerechte und solidarische Gesellschaft. Momentan erleben wir einen massiven gesellschaftlichen Rechtsruck. Die gewalttätigen Folgen sind für uns alle spürbar: die Anfeindungen gegen Linke, die Verschärfungen der Lebensbedingungen für Millionen Menschen, die alltägliche Gewalt gegen Geflüchtete. In dieser gesellschaftlichen Situation ist Solidarität umso wichtiger. In der Auseinandersetzung um den Antifa-Kongress erfahren wir eine nicht für möglich gehaltene Solidarität aus den Gewerkschaften und darüber hinaus. Das gibt uns Kraft und macht uns zuversichtlich für die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen, die auf uns zu kommen werden. Euch allen gilt unser tiefer Respekt und unsere Dankbarkeit. Ihr werdet auch auf unsere Solidarität bauen können, wenn ihr sie braucht. Als Antifaschistinnen und Antifaschisten stehen wir alle gemeinsam für eine Gesellschaft ohne Gewalt. Unser politischer Kampf ist der Kampf für die Überwindung gesellschaftlicher Gewalt.
Antifaschistische Politik nimmt die verschiedensten Formen an. Sie reichen von Gedenkpolitik, über Bildungsarbeit, Recherchen zu Nazis und anderen Rechten bis hin zu Protest und zivilem Ungehorsam. Alle diese Formen haben ihre Berechtigung, wir stehen gemeinsam für diese Vielfalt. Für diese Praxis gibt es auch in den Gewerkschaften einen breiten Konsens.
Die Suggestion, beim Antifa-Kongress handele es sich um eine gewaltverherrlichende oder gar gewalttätige Veranstaltung ist absurd und substanzlos. Wer das nicht glaubt, möge einen Blick ins Programm werfen: Wir diskutieren mit Frigga Haug über utopische Potentiale im Alltag, Stefan Dietl und Andreas Kemper sprechen zur AfD, wir sprechen über rechten Terror und die Solidarität mit den Betroffenen rechter Gewalt, zur politischen Situation in der Türkei und zu antirassistischer Praxis, es gibt eine Exkursion ins NS-Dokuzentrum.
Wer das für Gewalt hält, hat keinen Begriff von Gewalt. Manchmal ist es besser, nicht zu reagieren, wenn die Vorwürfe zu absurd werden. Hier machen wir eine Ausnahme und sagen ein für alle mal: weder steht der Kongress noch seine Veranstalter_innen und Referent_innen für „Gewalt“.Das Gegenteil ist richtig. Wir stehen für eine gerechte und solidarische Gesellschaft und eine vielfältige antifaschistische Bewegung.
Der Vorbereitungskreis des bayerischen Antifa-Kongress 2017
Übrigens…
Im DGB scheint es einige Kommunikationsprobleme zu geben, deshalb hier zur Klarstellung:
In einer Stellungnahme hat sich der DGB zu seiner Entscheidung geäußert, dem Antifa Kongress Bayern – und damit antifaschistischen Inhalten und Debatten – die Räumlichkeiten zu kündigen. In dieser wird behauptet, von dem Kongress erst über den Artikel auf dem rechten und AfD-nahen Blog Journalistenwatch erfahren zu haben. Dabei wurde unsere Anmeldung und die Vermietung der Räumlichkeiten für den Kongress bereits im Sommer diesen Jahres von der DGB Jugend beschlossen. Wenn der DGB nun behauptet, mit ihm hätte „von den Veranstaltern vorher niemand darüber gesprochen“, dann irritiert uns das sehr: wir haben uns nicht unter falschen Vorwänden eingeschlichen, wie man aufgrund solcher Aussagen meinen könnte und auch sonst immer mit offenen Karten gespielt. Auch die Behauptung, dass uns „drei alternative Veranstaltungsorte in München“ angeboten wurden, überrascht: bis jetzt hat uns seitens des DGB keinerlei Angebot für alternative Räumlichkeiten erreicht – übrigens ebensowenig wie eine schriftliche Absage.
Wir fordern den DGB daher erneut auf, das Verbot des Antifa-Kongresses in den Räumen des Münchner Gewerkschaftshauses umgehend aufzuheben und sich öffentlich bzgl. der rechten Umtriebe in seinen eigenen Reihen zu positionieren!